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21.06.2013 | Hagelunwetter in NRW - Große Schäden

Feuerwehren im Dauereinsatz

Aufzug der heftigen Gewitter (WetterOnline.de)

Die erste Hitzewelle des Jahres hat sich in Kierspe, aber auch in vielen anderen Städten in Nordrhein Westfalen wie in Meinerzhagen, Gummersbach, Lüdenscheid, Hagen, Halver, Bochum, Bielfeld, Paderborn oder auch Bonn mit einem Paukenschlag verabschiedet.

In der schwülwarmen Luftmasse, die Tief "Manni" initiert und via Nordafrika und Mittelmeer nach Deutschland gelenkt hat, bildeten sich am Donnerstag (20.06.2013) bereits im Vorfeld der abendlichen Kaltfront schwere Gewitter. Teilweise kam es zu Unwettern mit heftigen Regenfällen, Orkanböen und großen Hagel. Aus einigen Städten in NRW wird Hagel bis 4 Zentimeter Größe gemeldet. In den betroffenen Regionen fielen 30 bis 80 Liter Regen auf den Quadratmeter.

Ein Brennpunkt der Unwetter in NRW war die Stadt Bochum. Teilweise wurden dort 85 Liter Regen gemessen, viele Stadtteile standen unter Wasser. Bis zum Freitagmorgen musste die Feuerwehr zu 421 unwetterbedingten Einsätzen ausrücken, berichten die Ruhr Nachrichten. Wegen der Überflutungen mussten zwei U-Bahn-Stationen gesperrt werden. Die Mensa sowie das Rechenzentrum der Ruhr Universität Bochum waren ebenfalls von den Überschwemmungen betroffen. Die meisten anderen Einsätze musste die Feuerwehr wegen überschwemmter Wohnungen und vollgelaufener Keller fahren. Menschen wurden nicht verletzt.

Auch Castrop-Rauxel gehört zu den betroffenen Gebieten im Westen Deutschlands. 110 Einsatzkräfte sorgen dafür, dass überschwemmte Straßen abgepumpt, hochgedrückte Gullydeckel wieder eingesetzt und volle Keller ausgepumpt wurden, berichten die Ruhr Nachrichten in ihrer Online-Ausgabe vom 21. Juni. Zwar gab es glücklicherweise keine Personenschäden in der Region, aber zahlreiche Häuser waren vom Hochwasser betroffen, darunter auch eine alte Wassermühle, eine Schule sowie ein Krankenhaus. Neben Ausfällen im Mobilfunknetz gab es auch Probleme bei der Stromversorgung, die jedoch rasch behoben werden konnten.

Ebenso von starken Gewittern mit Überschwemmungen und entwurzelten Bäumen waren Dortmund, Lünen, Werne, Witten, Haltern, Selm und Nordkirchen betroffen.



Dunkelheit mitten am Tag

Mittags dunkelte es gebietsweise total ab

Die beeindruckende Gewitterzelle mit einer Höhe von 12 bis 13 Kilometern zeigt das folgende Satellitenbild von METEOMEDIA vom Mittag. Die Gewitterkomplex war so mächtig, dass kaum noch Sonnenstrahlen zum Boden gelangten und es in einigen Regionen von NRW mitten am Tag so dunkel war wie derzeit in den Nächten. Bewegungsmelder sprangen an, Solarleuchten begannen zu leuchten. Eine surreale Stimmung!

Mehr als 9000 Blitze wurden binnen einer einzigen Stunde am Donnerstagmittag gemessen:

Mehr als 9000 Blitze binnen 60min

Satellitenbild und Blitze in NRW: Mehr als 9000

Quelle: Meteomedia Unwetterzentrale Deutschland

Die Niederschlagssummen binnen einer Stunde waren gebietsweise enorm. So fielen in Remscheid-Lennep 55 Liter auf den Quadratmeter, in Gevelsberg 52,4 Liter Regen, in Bochum 50,6 Liter, in Coesfeld 44,8 Liter und in Wipperfürth 37,3 Liter Niederschlag binnen von 60 Minuten.

In der Gesamtbetrachtung war es nach Angaben von Meteomedia in Kalterherberg in der Eifel mit 78,8 Litern Regen pro Quadratmeter am niederschlagsreichsten!

Weitere Werte, sowohl Privat als auch DWD/Meteomedia:


Niederschlagssummen 20.06.2013

Kalterherberg 78,8mm
Bonn-Rüngsdorf 74,2mm
Bochum 73,9mm
Gevelsberg-Oberbröking 70,0mm
Remscheid-Lennep 59,0mm
Bielefeld 57,5mm
Ahaus 56,6mm
Bielfeld 56,0mm
Paderborn 54,9mm
Castrop-Rauxel 53,4mm
Coesfeld 52,8mm
Bergisch Gladbach 51,9mm
Kierspe 46,9mm

Downburst in Ennepetal

Vielen Dank an Jens Madeja aus Ennepetal zur Verfügungstellung des Videos!


Die Schäden nach den Unwettern sind groß. Mehrere Tausend Einsätze fuhr die Feuerwehr nach Angaben der WAZ am Donnerstag in Nordrhein Westfalen. Ebenso viele KFZ-Schadensmeldungen durch Hagel und Wasser seien bisher bei der Provinzial Rheinland eingegangen. Besonders schlimm hat es nach derwesten.de auch Witten getroffen, wo 70 Liter Regen auf den Quadratmeter den Wannenbach zu einem reißenden Fluss werden ließen und viele Gärten und Keller überflutete. Besonders Hagen war von großem Hagel betroffen. Augenzeugenberichten zufolge gab es Hagelkörner in Golfballgröße.

Auch Bonn war besonders stark von den mittäglichen Unwettern betroffen. Rund um den Bonner Hauptbahnhof waren zahlreiche Unterführungen überflutet und unpassierbar. So kam es zu Problemen im Bus- und Schienenverkehr, wie der General Anzeiger Bonn meldet. In einer der Unterführungen wären demnach beinahe ein junger Mann und dessen Mitfahrer ertrunken, die die Tiefe des Wassers unterschätzt hatten und mit dem Wagen in der Unterführung hängen blieben. Zudem gab es im Bonner Stadtgebiet zum Teil Stromausfälle. Betroffen waren nach Angaben des General Anzeigers die Stadtteile Godesberg, Pützchen und Venusberg.

Überflutungen in Bonn

Bonn Bad Godesberg

5cm Hagel in Hagen

In Hagen (Foto) gab es neben großen Regenmengen gebietsweise auch großen Hagel. So wurde uns aus meheren Stadtgebieten Hagel von 3-4 Zentimeter Größe gemeldet, zum Teil aber sogar 5 Zentimeter, wie zahlreiche Berichte über demolierte Autos und zertrümmerte Autoscheiben vermuten lassen.

Überflutete Straßen in Hagen

Foto: Thorsten Sass

Wie das Internetportal 'Oberberg Aktuell' berichtet, gab es allein im Oberbergischen Kreis mehr als 400 Einsätze für Feuerwehr und Polizei, um die Folgen der Unwetter zu beseitigen - zumeist vollgelaufene Keller, überflutete Unterführungen sowie umgestürzte Bäume. Gebietsweise fielen innerhalb einer Stunde 30 bis 50 Liter Regen auf den Quadratmeter. Zeitweise musste der Zugverkehr zwischen Köln und Marienheide wegen umgestürzter Bäume eingestellt werden. Auch zahlreiche Straßen mussten wegen entwurzelter Bäume gesperrt werden. Im Oberbergischen Kreis wurden durch die Unwetter drei Menschen leicht verletzt.

Drei Menschen wurden zwischen Lüdenscheid und Halver von einem umstürzenden Baum in ihrem Auto verletzt, berichtet die WAZ. Im Stadtgebiet von Lüdenscheid kam es zu vielen entwurzelten Bäumen und Überschwemmungen, so dass Stadtalarm ausgerufen wurde. Ein Baum traf ein Auto, vier Menschen mussten aus dem eingeklemmten Auto gerettet werden, wurden aber zum Glück nur leicht verletzt. Vielerorts mussten sich die Einsatzkräfte erst zu den Einsatzorten durchschneiden, denn oftmals blockierten Bäume die Fahrbahn.

Auch Ostwestfalen war von Unwettern betroffen. In einigen Regionen traten am späten Abend und in der Nacht zum Freitag im Bereich der Kaltfront schwere Gewitter auf. In Bielefeld musste eine Frau von ihrem Autodach gerettet werden, nachdem diese in einer überschwemmten Unterführung steckengeblieben war.

Überflutungen in Iserlohn

Foto: Thomas Sauerbier

Elementarversicherung notwendig

Schäden durch Unwetter sind nicht immer von der Hausrats- und Gebäudeversicherung abgedeckt, berichten die Ruhr Nachrichten. Nur wenn zusätzlich Elementarschäden versichert sind, greift die Versicherung z.B. bei runierten Möbeln. Ansonsten bleibt man wohl auf dem Schaden sitzen. Sturmschäden sind über die Haus- und Wohngebäudeversicherung abgesichert. Bei Teil- und Vollkaskoversicherung werden Schäden am KFZ durch Sturm oder Hagel übernommen.

Gewitterdurchzug in Altena

Schwerpunktbetrachtung Kierspe/Meinerzhagen

Grüner Himmel über Kierspe

Foto: Marita Fuchs

In Kierspe und Meinerzhagen zog das erste Gewitter bereits gegen 12 Uhr auf. Dies brachte bereits Hagel bis 2cm Korndurchmesser sowie kurz Starkregen, allerdings kaum nennenswerten Wind. Jedoch konnten mehrere starke Blitzeinschläge gezählt werden.

Das eigentliche Unwetter zog gegen 13 Uhr nach Kierspe und Meinerzhagen und erwischte die beiden Städte im südlichen Märkischen Kreis mit voller Stärke. Die Meteomedia Unwetterzentrale und auch der Deutsche Wetterdienst bewarnten die Region mit der höchsten Warnstufe violett. Neben den Regenmassen von teils 40 bis 60 Litern Regen pro Quadratmeter war es vor allem der meist 2 bis 3 Zentimeter große Hagel, der für viele Überschwemmungen gesorgt hat. Denn durch den Hagelschlag wurde viel Laub von den Bäumen getrennt. Dieses frische Laub verstopfte die Abflüsse, so dass das Wasser nicht mehr ablaufen konnte. Die Folge waren zahlreiche überflutete Straßen und Keller. Die Volmestraße (B54) zwischen Kierspe und Meinerzhagen war zudem von Hangrutschen betroffen. Die B54 musste mehrere Stunden für den Autoverkehr gesperrt werden. Ebenfalls war zeitweise die L528 im Bereich Schnörrenbach wegen Überflutungen und umgeknickter Bäume gesperrt.

Besonders beeindruckend war die Stimmung kurz vor Beginn des Unwetters gegen 13 Uhr. Es wurde immer dunkler, die Wolken färbten sich leicht grünlich. Ein klares Indiz für viel Hagel! Die grünliche Färbung kommt durch die unterschiedliche Lichtbrechung an den Hagelkörnern im Inneren der Wolke zustande. Anschließend war es so dunkel, dass sogar Solarlampen zu leuchten begannen und Bewegungsmelder das Licht einschalteten. Diese Dunkelheit zeigen auch sehr schön die Bilder aus Kierspe von Marita Fuchs und METEO NRW. Binnen rund einer halben Stunde zog das Unwetter über Meinerzhagen und Kierspe hinweg.

Eine weitere Begleiterscheinung waren heftige Windböen, die zum Teil Orkanstärke (über 120 Stundenkilometer) erreicht haben könnten. So wurden nach Angaben der 'Meinerzhagener Zeitung' an der Volmestraße B54 in Kierspe zwei Menschen durch herumfliegende Dachteile schwer verletzt. Das Dach des Reiffeisenmarktes wurde komplett abgedeckt und gegen die anliegenden Firmengebäude gewirbelt. Durch die massive Wucht, die für das Abdecken eines solchen Daches notwenig ist, muss es sich um einen satten Downburst gehandelt haben. Bei einem Downburst handelt es sich um schwere Fallböen, die mit heftigen Regenfällen und auch Hagel einhergeht. Dabei sind Windgeschwindigkeiten für mehr als 100 Stundenkilometer sehr wahrscheinlich. Das Video aus Ennepetal (oben) zeigt einen solchen Downburst. Ein Tornado kann im Bereich der B54 ausgeschlossen werden. Beobachtungen von schweren Fallböen mit heftigen Regen wurden mir auch aus anderen Teilen Kierspes gemeldet.

Bilder aus Kierspe-Dorf

Bilder aus Kierspe

Bachstraße wie ein reißender Fluss

Foto: Sergej Gossens, Screenshot via YouTube

Zum Video: http://www.youtube.com/watch?v=04P7Etu6ngo

Schlamm auf der B54 in Kierspe

Foto: Sandra Schlemper

Beschädige Jalousien durch Hagelschlag

Foto: Silke Gerth, Kierspe

Kierspe und Meinerzhagen

Bildquelle: Thomas van de Wall, Rolf Haase, Meinerzhagener Zeitung via come-on.de

Unwettervideo aus Kierspe von 13.10 Uhr

COME ON: Bericht aus Kierspe, Lüd, Meinerzen

Pressenachweise

1 http://www.derwesten.de/region/rhein_ruhr/dortmunder-innenstadt-ueberschwemmt-page4-id8093950.html

2 http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/bonn-zentrum/Tief-Manni-macht-Tunnel-und-Strassen-unpassierbar-article1078765.html

3 http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/Der-Tag-danach-im-Live-Ticker-B9-Tunnel-wieder-frei-article1078888.html

4 http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/castrop/Feuerwehr-im-Dauereinsatz-Starkregen-bei-Blitz-und-Donner-ueberschwemmt-Strassen-und-setzt-Keller-un;art934,2039610
5 http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Unwetter-Alarm-Unwetter-Warnung-fuer-Bochum;art932,2039065


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EIN WEITERES UPDATE AM 22.06.2013 WAHRSCHEINLICH !!

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